Der Negativitätsbias

 

“Ich möchte dieses Gedankenkarussell nicht haben!”
”Ich möchte mich nicht so fühlen!”
”Ich finde das schrecklich!”

Aussagen wie diese höre ich öfter in meinen Coachingsitzungen mit meinen Klient*innen.
Diese Aussagen sollen als Beispiele dienen.
Denn sie zeigen, dass sich die Person, die Sätze wie diese ausspricht, im Widerstand befindet.
Aber Widerstand macht alles nur noch schlimmer.


Vielleicht hast du ja schon meinen vergangenen Blogeintrag zum Thema Widerstand gelesen. Falls nicht, dann lass mich nochmal die Kernaussage dieses Blogeintrages wiedergeben:

Widerstand ist das Gegenteil von Achtsamkeit, also der Grundlage für Selbstmitgefühl. Zu Achtsamkeit und Selbstmitgefühl gibt es auch Blogeinträge. Du gelangst zu diesen, wenn du einfach auf den jeweiligen Begriff klickst.


Zurück zum heutigen Thema:
Wenn wir das gegenwärtige Geschehen akzeptieren, ermöglichen wir es uns, unser eigener bester Freund bzw. unsere eigene beste Freundin zu werden. Wenn wir im Widerstand sind, sind wir angespannt, gereizt und rastlos. Wir denken viel nach, kompensieren womöglich mit Essen, Trinken, Handyzeit oder mit einem ständigen Beschäftigungsdrang. Wir suchen nach Ablenkung, können uns nicht konzentrieren und entspannen. Und all das zusammen macht die Situation, warum wir im Widerstand sind, nur noch schlimmer.

Was können wir dagegen tun?
Verstehen und Nachvollziehen.

Der Negativitätsbias (engl.: “negativity bias”)

Was mir in solchen Widerstandssituationen hilft, ist es, unsere menschliche Denk- und Funktionsweise zu verstehen. Deswegen möchte ich dir das sozialpsychologische Phänomen des Negativitätsbias bzw. des Negativitätseffekts oder der Negativitätstendenz vorstellen.

Sozialpsychologen fanden heraus, dass sich negative Gedanken, Emotionen, Ereignisse o.Ä. psychisch stärker auswirken als gleich intensive neutrale oder positive Gedanken, Emotionen oder Ereignisse. Wir Menschen tendieren folglich dazu, negativen Aspekten mehr Aufmerksamkeit zu schenken als positiven.


Lass mich dir den Negativitätsbias anhand von einem Beispiel verdeutlichen:
Du bereitest eine Präsentation für ein neues Projekt vor und stellst diese am nächsten Tag in der Arbeit vor. Nach deiner Projektvorstellung wird geklatscht und es folgt eine Diskussion mit deinen Kolleg*innen und deinem/deiner Vorgesetzten. “Die Projektausarbeitung gefällt mir sehr gut! Die Daten wurden sehr gut aufbereitet, die Informationen hast du sehr übersichtlich dargestellt und sind sehr hilfreich. Die nächsten Schritte sind nun viel klarer. Ich würde mir allerdings beim nächsten Mal gerne eine ausführlichere Schilderung wünschen.”


Was nimmst du mit?
Wahrscheinlich die Kritik.

Genau das umfasst den Negativitätsbias. Plötzlich nehmen wir nur noch die Kritik, das Negative wahr. Vergessen ist der Beifall und die 5 Komplimente deiner Kolleg*innen für deine Ausarbeitung des Projekts. Das Einzige, an was du denken kannst, ist, dass dein Chef/deine Chefin fand, dass du die Präsentation nicht in dem Detail ausgearbeitet hast, wie er/sie es sich gewünscht hätte.

Unser menschlicher Geist ist evolutionär dazu ausgerichtet, sich auf Probleme zu fokussieren.

Dadurch sucht unser Gehirn sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft gezielt nach negativen Erfahrungen, welche negative Gefühle wie Angst, Wut, Zweifel etc. auslösen können. Diese können uns in unserem tagtäglichen Leben, v.a. in unserer Wahrnehmung stark einschränken. Plötzlich sehen wir nur Negatives, Schlechtes und gar nichts Positives mehr. Allerdings ist dieser negativity bias auch extrem wichtig und hat uns Menschen das Überleben gesichert, indem diese psychologische Tendenz uns geholfen hat, frühzeitig lebensbedrohliche Gefahren zu erkennen. ⁠

Doch heutzutage ist dies v.a. in der Schweiz, in Deutschland und Österreich nicht der Fall. In diesen drei Ländern befinden wir uns aktuell nicht in lebensbedrohlichen Lagen. ⁠

Wie gehe ich mit dem Negativitätsbias um?

Für mich persönlich ist es wichtig, dieses sozialpsychologische Phänomen zu kennen und weiterzugeben. Wenn ich meinen menschlichen Geist und seine Funktionsweise verstehe, dann kann ich negative Gedanken, Glaubenssätze und Emotionen besser nachvollziehen und mich nicht ständig selbst dafür verurteilen. Dieses Verständnis ermöglicht es mir, meinen Fokus und meine Wahrnehmung dann wieder gezielt auf positive, schöne Aspekte im Leben zu richten. ⁠

Wenn du also das nächste Mal bemerkst, dass du plötzlich nur noch Negatives siehst, dann habe Verständnis.
Verständnis für deine menschliche Psyche.
Anschliessend kannst du versuchen, nicht an einer Kritik oder einem Rückschlag zu verzweifeln, sondern gezielt nach Wegen und Möglichkeiten zu suchen, aus der Kritik oder dem Rückschlag zu profitieren.

Du musst nicht der perfekte Mitarbeiter/die perfekte Mitarbeiterin sein. Du musst nicht das perfekte Elternteil sein. Du musst nicht der perfekte Student/die perfekte Studentin sein und versuchen, Fehler zu jedem Preis zu vermeiden. Fehler gehören zum menschlichen Leben. Du kannst aus Allem lernen, auch aus Fehlern. Aus jeder vermeintlich misslungen Präsentation, aus jedem Mutter-Tochter-Streit oder aus jedem schlechten Prüfungsergebnis kannst du etwas lernen. Vielleicht lernst du, dich in Zukunft detaillierter auszudrücken, das nächste Mal nicht bei einem Geständnis deiner Tochter überzureagieren oder das nächste Mal früher mit der Klausurvorbereitung zu beginnen.


⁠Du wünscht dir Unterstützung?

Ich bin für dich da.

Ich helfe dir sehr gerne, den Negativitätsbias und Widerstände zu lösen. Doch auch bei anderweitigen Themen rund um Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und Resilienz unterstütze ich dich sehr gerne. Du kannst dafür einfach ein unverbindliches und kostenloses Kennenlern-Coaching über folgenden Button vereinbaren. Dort lernen wir uns erstmal gegenseitig kennen, besprechen deine Probleme, Wünsche, Ziele sowie Wege dorthin!

Ich freue mich auf dich!

Ich möchte mehr wissen…

… dann schaue doch auf meinem Youtube-Kanal vorbei. Dort poste ich in regelmässigen Abständen Videos, in denen ich beispielsweise über verschiedene Themen wie Selbstliebe, Alltagstipps für mehr Selbstmitgefühl und einen gutem Umgang mit Stress rede. Ausserdem lade ich auch geführte Meditationen hoch, mithilfe derer du Achtsamkeit, die Grundlage für Selbstmitgefühl, üben kannst!

Eure Jacqueline