Anicca - Min Umgang mit Schmerz und Freud

 
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I mim 10-tägige Vipassana Meditationskurs han ich s'erschte Mal über s’Konzept vo Anicca glernt. Anicca isch Sanskrit und heisst übersetzt Vergänglichkeit. Als grosse Bestandteil vo eusere Mediation hemmer verinnerlicht, dass alles uf de Welt: du, ich, dNatur, eifach die ganz Welt, vergänglich isch. Alles isch vergänglich, dh es isch immer in Veränderig und gaht verbii. Mer gsehts i de Lüüt wo älter werded, mer gsehts wenn usem Früehlig de Summer wird und bi eusne sich verändernde Gfühl und Gedanke. Die Veränderige sind offesichtlich, aber es gaht au um die chliine Veränderige, wo jedi Sekunde stattfinded. Jedi Sekunde sterbed Millione Zelle i eusem Körper und werded dur neui ersetzt oder die schöne Blueme uf mim Tisch, wo langsam aber sicher am sterbe sind ohni dass ich die Veränderig im Moment wahrnihme. 

Eus isch das aber im Alltag oft ned bewusst. Normalerwiis wemmer immer meh ha vo de guete Sache (feins Ässe, es agnehms Gfühl, es schöns Chleidigsstück) und die Erfahrige wo weniger schön sind (psychischi Schmerze wie Liebeskummer oder physischi Schmerze in Form vonere Chrankheit), wemmer so schnell wie möglich loswerde. Macht ja au Sinn. 

Im Vipassana lernt mer aber, dass alles Schöne wo mer im Läbe wett haa, wemmers zfescht wett, e Abhängigkeit entstaht. Mit viel Müeh probiered mir öppis im Läbe zbhalte wo sowieso vergänglich isch. Es chan zumene ungsunde Chlammere werde und zu meh Schmerz, wenns weg isch und mer's ned cha loslah.

SGliiche isch umgekehrt bi Sache wo mer zfescht abneigt: Es verbruucht Energie. Das han ich vor allem gspührt i dene 11 Stunde jede Tag wo mir im Schniidersitz am Bode gsässe sind und meditiert hend. Mini dBei und de Rugge hend nach enere Halbstund scho sooo gschmerzt, dassi am liebschte gschroue und mir dHaar usgrisse hätti. Mir hend denn aber glernt, dem Schmerz ned zviel Ufmerksamkeit zgeh, e beobachtendi Rolle izneh und eus immer dra zerinnere, dass es wieder verbii gaht. Und so isch de Schmerz au ushaltbar gsi. 

Anicca erinnered mich immer wieder dra, dass alles vergänglich isch und früehner oder spöter verbii gaht, sGuete im Läbe wie au sSchlächte. Immer wieder erinnereds mich, sSchöne im Läbe zgnüsse mitem Wüsse, dass es ned immer so muess sii und mal cha und mit grosser Wahrschiinlichkeit wird verbiigah. So chani (wenn ich grad a Anicca denke) dBeziehige zu mine Lieblingsmänsche viel intensiver gnüsse, wel ich weiss dass es jede Tag chönnti (aber natürlich ned muess ;)) verbii sii. 

SGliiche isch awendbar bim Schmerz. Öbs Liebeschummer isch oder e Chrankheit oder ebe mini Schmerze ide Bei und im Rugge bim meditiere, es isch vergänglich, es gaht verbii. Es lohnt sich ned, dem Schmerz zgrossi Beachtig zschänke. Mir chönds beobachte und immer wieder a "Anicca" dänke: es gaht verbii. 

Au im Weschte hemmer viel Sprüch wo sGliiche ussäged wie zB "Heile heile sägi, drü Tag Räge, drü Tag Sunneschii und bald isch alles wieder verbii." Oder "Wer loslässt, hat beide Hände frei."

Mir git das Wüsse e wahnsinnigi Liechtigkeit is Läbe. Ich hoffe euch au. Anicca allersiits!

Jacqueline Keller