Selbstmitgefühl und Selbstkritik

 

“Ich kann das nicht.”

“Ich schaffe das nicht.”

“Ich bin zu dick.”

“Ich bin zu dünn.”

“Ich bin so ein Versager.”

“Ich bin nicht kommunikativ genug.”

“Ich rede zu viel.”

Selbstkritik.

Jeder kann sich dieser schon mindestens einmal in seinem Leben schuldig bekennen.




Selbstkritik beschreibt eine kritische Betrachtung und Beurteilung des eigenen Denkens und Handelns. Diese Betrachtung bedeutet zugleich ein Erkennen und Eingestehen der eigenen Fehler.




Wenn jemand selbstkritisch ist, ist er also in der Lage, seine eigenen Gefühle, Gedanken und Handlungen zu reflektieren. Wir können dadurch beispielsweise vergangene Erfahrungssituationen analysieren und Schlüsse ziehen, wie wir uns in Zukunft in ähnlichen Situationen verhalten oder verbessern können.


Hinsichtlich dieser Definition ist Selbstkritik also per se keine schlechte Eigenschaft.




Mithilfe von Selbstkritik können Mängel selbst erkannt werden und zu erwünschten Verbesserungen führen. Wenn wir uns Mängel und Fehler selbst eingestehen können, müssen wir weniger Überzeugungs- und Motivationsarbeit zu Veränderungen dieser aufbringen.




Kann Selbstkritik auch helfen?

Sei es im Beruf, wo wir uns im Klaren darüber sein müssen, ob wir unsere Arbeit gut und qualitativ absolvieren, oder auch im Umgang mit unserem privaten Umfeld. Behandeln wir diese gut? Hätten wir bei diesem Kaffeetreffen vielleicht zuvorkommender reagieren können?




Kritik muss sich auch nicht zwingend immer auf negative Aspekte beziehen.

Wenn wir beispielsweise einen Film in Kino angesehen haben, können wir mit unseren Freund*Innen im Anschluss diskutieren, was einem gut und was einem weniger gut gefallen hat. 120 Minuten Spielzeit können gar nicht nur schlecht sein! Vielleicht hat dir der Schauspieler oder die Schauspielerin besonders gut gefallen? Oder hat dich vielleicht die Kameraperspektive beeindruckt? Wenn ja, dann heisst das nicht, dass eine Szene von 30 Sekunden, die dir nicht gefallen hat, all diese positiven Eindrücke Null und Nichtig macht.

So sollte es auch mit der Selbstkritik sein.

Allerdings tendieren Menschen sehr oft dazu, zu harsch mit sich ins Gericht zu gehen. Wir betrachten nicht mehr die zwei Seiten der Medaille, sondern fokussieren uns häufig einzig und allein auf die negativen Dinge. Was habe ich bei diesem Vortrag schlecht gemacht? Ich habe zu schnell gesprochen. Meine Stimme zitterte vor Nervosität. Das lief nicht gut und und und …

Dabei hast du vielleicht ein tolles Vortragsthema präsentiert. Du hast die Zuschauer*Innen mit deinen Argumenten und deiner Leidenschaft überzeugt. Du hast dir einen langen Applaus am Ende verdient.

Wir sind oft unser schärfster und Kritiker.

Zu unseren Mitmenschen sind wir selten so streng.
Selbstkritik ist besonders negativ, wenn wir uns selbst nicht als gut genug empfinden und jeden noch so kleinsten Mangel aufdecken wollen.

Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, Selbstmitgefühl zu praktizieren.

Selbstmitgefühl bedeutet nämlich, dein eigener bester Freund oder deine eigene beste Freundin zu sein!
Wenn wir sorgsam und liebevoll mit uns selbst umgehen, können wir wachsen und ein erfülltes Leben leben.

 

Die Physiologischen Grundlagen

Paul Gilbert fand heraus, dass Selbstkritik unser körpereigenes Bedrohungssystem im sogenannten Reptiliengehirn auslöst. Aufgrund der Wahrnehmung von Bedrohung wird der Mandelkern, also die Amygdala, im Gehirn gereizt und schüttet daraufhin Kortisol und Adrenalin aus, damit wir uns in unseren Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsmodus begeben können.

Dieses System ist äusserst vorteilhaft für den Schutz von körperlichen Bedrohungen, aber heutzutage ist es oft unser Selbstbild, das uns am meisten bedroht. Wenn wir uns unzulänglich fühlen, unwohl, in unserem Selbstbild bedroht, dann greifen wir das Problem beziehungsweise unseren Gegner an.
Nur ist dieser Gegner nicht mehr ein Raubtier, sondern wir selbst!

Bedrohung und die Reaktion auf diese verursacht Stress, Angst und teilweise auch Depressionen.

Dank der Evolution haben wir Säugetiere glücklicherweise ein sich entwickelndes Fürsorgesystem, durch das wir Sicherheit erfahren können. Dieses Sicherheitsgefühl kann anhand von umsorgenden Berührungen und sanften stimmlichen Äusserungen vermittelt werden. Diese schütten daraufhin Opiate und Oxytocin aus, die uns das Gefühl vermitteln, sicher und geschützt zu sein.

Auf diesem Bild kannst du eine liebevolle Berührung sehen.

Das Hinlegen deiner Hand auf dein Herz kann die Hormone Opiate und Oxytocin ausschütten. Wir können also unser eigenes Fürsorgesystem aktivieren, vor allem in schwierigen Situationen. Ich persönlich nutze diese spezifische Berührung mehrmals am Tag.

Wenn du dich vielleicht mit dieser Berührung nicht wohlfühlst, dann kann ich dich beruhigen! Es gibt nämlich eine ganze Bandbreite von selbstmitfühlenden Gesten.
Du kannst ganz einfach selbst herausfinden, welche Berührung dir am besten gefällt, indem du sie ausprobierst.

  • Eine Umarmung

  • Das Streicheln deiner Hand

  • Das Streicheln deiner Oberarme

  • Beide Hände auf dein Herz legen

  • Die Hände auf deinen Bauch legen

Probiere die verschiedenen Berührungen aus und wähle die, die dir am besten gefällt.

Ich freue mich sehr zu hören, wenn du eine liebevolle für dich gefunden hast.

 

Genau das bewirkt Selbstmitgefühl.

Uns selbst Mitgefühl geben, besonders mit liebevollen körperlichen Gesten und sanften Tonfällen, schafft ein Sicherheits- und Geborgenheitsgefühl, das dem durch Selbstkritik ausgelösten Stress entgegen wirkt und unser Bedrohungssystem herunterfahren lässt.
Selbstmitgefühl reguliert Stress durch Bindung und Achtsamkeit reguliert herausfordernde Gefühle, in dem unsere Aufmerksamkeit gezielt von negativen zu positiven Aspekten gelenkt wird.


Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Eintrag wieder neue Einsichten und Informationen liefern.

Gerne unterstütze ich dich auch individuell. Wir müssen uns dabei nicht unbedingt auf deinen inneren Kritiker beziehen, sondern auch auf andere Aspekte, Wünsche und Bedürfnisse von dir fokussieren.

Buche doch ein unverbindliches Kennenlern-Coaching, um uns gegenseitig kennenzulernen und deine Ziele betrachten.

Eure Jacqueline